0 netzteil (fernbedienung), 1 richtcharakteristiken – Brauner Microphones VM1S Benutzerhandbuch

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3. 0 Netzteil (Fernbedienung)

Durch die stufenlose Regelbarkeit der Richtcharakteristik ist es möglich, das frequenz-
und richtungsselektive Empfindlichkeitsverhalten des Mikrofons zu steuern. Dies
ermöglicht eine sehr genaue und nuancierte Feinabstimmung vorzunehmen, die
beispielsweise in der MS-Aufnahmetechnik eine sehr feine Regulierung des Mitten-
signals erlaubt.
Sie können die Richtcharakteristik auch (ohne Störgeräusche) während einer Aufnah-
me ändern. Beachten Sie aber, dass dies durch Lade- und Entladevorgänge ein wenig
dauern kann (15s), wenn Sie eine große Änderung vornehmen. Machen Sie nur eine
sehr feinfühlige Änderung, so schaltet auch die Charakteristik deutlich schneller um.

Für Anwender ohne große Kenntnisse der Richtcharakteristiken und ihrer Anwen-
dungen möchten wir diese kurz beschreiben:

Das Netzteil Ihres Mikrofons ist in Kassettentechnik aufgebaut und kann somit in
einem 19“-Rack (3 HE) mit weiteren Netzteilen oder Vorverstärkern installiert werden.
Das Netzteil ist gleichzeitig die „Fernbedienung“ des Mikrofons. Es besteht intern aus
zwei vollkommen eigenständigen Netzteilen für jedes der beiden Mikrofonsysteme.
So wird zum einen die höchstmögliche Kanaltrennung erreicht und zum anderen
kann das VM1S auch als Einzelmikrofon betrieben werden.

Auf der Vorderseite finden Sie die Netzschalter sowie stufenlose Drehregler für die
Richtcharakteristik. Aufgrund des erstklassigen Phasen- und Impulsverhaltens der Mi-
krofone wurde auf Filterschaltungen bewusst verzichtet, da diese den Frequenz- und
Phasengang ungünstig beeinflussen können.

Kugel
In der Kugelcharakteristik nimmt das Mikrofon den Schall aus allen Rich-
tungen nahezu gleich auf. Dies ist ideal für Raumaufnahmen (sog. Atmos),
wie sie oft Orchester- oder Filmaufnahmen beigemischt werden, um sie
lebendiger zu machen. Mit zwei Mikrofonen in Kugelcharakteristik lassen
sich fantastische Stereoaufnahmen machen.
Die Kugelcharakteristik eignet sich also für Aufnahmen von Gesamtein-
drücken oder von einzelnen Klangquellen unter Hinzunahme der umge-
benden Raumakustik.

Niere
Die Niererncharakteristik ist sicherlich die am häufigsten verwendete Cha-
rakteristik. Bei ihr ist die Empfindlichkeit des Mikrofons am größten, wenn
der Schall von vorne kommt. Seitlich (jeweils 90° von Vorne) beträgt diese
nur die Hälfte. Der von hinten einfallende Schall (180°) wird nur noch mit
etwa einem Zehntel der Empfindlichkeit aufgenommen (bei 1 kHz). Bei der
Nierencharakteristik wird also von der Seite und von hinten einfallender
Schall gedämpft.
Die Nierencharakteristik eignet sich sehr gut für Gesangsaufnahmen sowie
die Aufnahme einzelner Instrumente, da Raumanteile wegen der Rück-
wärtsdämpfung nicht mehr so präsent sind.

Breite Niere
Zwischen Kugel- und Nierencharakteristik befindet sich die „Breite Niere“,
welche keine so starke Rückwärts- und Seitendämpfung hat und somit
etwas offener als die normale Niere ist. Diese Einstellung ist ideal, um eine
Aufnahme ein wenig räumlicher klingen zu lassen, ohne diese Anteile aber
zu sehr zu betonen (wie bei der Kugel).

Acht
Die Achtercharakteristik wird durch eine liegende Acht gekennzeichnet.
Hier wird der von Vorne und Hinten (0° und 180°) einfallende Schall gleich
aufgenommen, der seitliche (90° und 270°) dagegen vollkommen unter-
drückt. Bei dieser Einstellung wirkt der Schall auf beide Membranhälften
gleich ein, wodurch sich die entgegengesetzten Kräfte aufheben, da der
hintere Teil der Acht gegenüber dem vorderen phaseninvertiert ist.
Hauptanwendung der Achtercharakteristik sind Stereoaufnahmen im MS-
und XY-Verfahren, die beide monosummenkompatibel sind und neben
zwei Mikrofonen eine sogenannte MS-Matrix benötigen. Die Stereoversion
des VM1, das VM1S, ist für diese Aufnahmetechniken besonders gut ge-
eignet.

Hyperniere
Zwischen Niere und Acht befindet sich die Hyperniere, welche im Vergleich
zur Niere zwar eine geringere Rückwärts- aber eine höhere Seitendämp-
fung aufweist. Die Rückwärtsdämpfung lässt zudem nur im Bereich von
etwa 150° bis 210° nach.
Es ist also eine sehr stark nach vorne ausgerichtete Empfindlichkeit, die ide-
al ist, um einzelnen Klangquellen selektiv aufzunehmen, beispielsweise bei
Einzelabnahme von Chorsängern oder Bläsern, bei denen es auf eine relativ
starke Unterdrückung des Umgebungsschalls bzw. des Übersprechens an-
derer Klangquellen ankommt.

3.1 Richtcharakteristiken

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