2) envelope (hüllkurve), G-65 – Casio MZ-2000 Benutzerhandbuch

Seite 67

Advertising
background image

G-65

765-G-65A

(2) ENVELOPE (Hüllkurve)

Der Begriff der Hüllkurve (auch: Einhüllende, englisch: En-
velope) erklärt sich so: Man kann einen Ton eines Musikin-
struments, dem ja eine Schwingung zu Grunde liegt, als Os-
zillogramm darstellen. Diese Darstellung ist praktisch eine
Darstellung der Mikrofonmembran- oder Lautsprechermem-
bran-Auslenkung nach der Zeit. Zeichnet man eine Kurve
um dieses Oszillogramm, die den Verlauf des Pegels dar-
stellt, erhält man eine Hüllkurve. Die Hüllkurve des Klavier-
Tones beispielsweise steigt schnell an und fällt langsam ab,
da der Klavier-Ton unmittelbar nach dem Anschlagen der
Taste mit voller Lautstärke erklingt und dann kontinuierlich
immer leiser wird. Ein Trompetenton benötigt längere Zeit
bis zur Entwicklung der ganzen Lautstärke – er hat eine län-
gere “Attack Time” (Einschwingzeit). Seine Hüllkurve hat
eine andere Gestalt. Die Klangerzeugung des MZ-2000 ver-
fügt über unabhängige Hüllkurvengeneratoren nicht nur für
den Verlauf des Pegels (also der Lautstärke, englisch: Vo-
lume), sondern auch den der Klangfarbe (genauer: der Filter-
grenzfrequenz “Cutoff Frequency”) sowie für die Frequenz
der Grundschwingung selbst (also der “Tonhöhe”, englisch:
“Pitch”). Der Pegel wird von einem Verstärker geregelt (eng-
lisch “Amplifier”, Kurzform “Amp”). Die drei Hüllkurven
heißen deshalb “Amp Envelope” (regelt den Verlauf des Pe-
gels), Filter Envelope (regelt den Verlauf der Klangfarbe) und
Pitch Envelope (regelt den Verlauf der Tonhöhe). Mag diese
Erklärung auch kompliziert erscheinen – all diese Begriffe
sind bei elektronischen Musikinstrumenten im Allgemeinen
und Synthesizern im Besonderen standardisiert und haben
sich eingebürgert. Diese grundlegende Struktur der subtrak-
tiven Klangerzeugung mit diesen Hüllkurven hat das MZ-
2000 mit unzähligen anderen professionellen Synthesizern
und Samplern, aber auch mit Portable Keyboards der Spit-
zenklasse gemein. Wer häufig mit anderen elektronischen
Musikinstrumenten umgeht, wird sich mit dem MZ-2000
schnell zurechtfinden und die Begriffe sofort wiedererken-
nen.

AMP ENVELOPE (Verstärker-Hüllkurve)

Diese Parametergruppe bestimmt den Verlauf des Pegels ei-
nes jeden Tons. Der Pegel entspricht dabei der Lautstärke-
wahrnehmung.
Attack (Einschwingzeit)

Dieser Parameter bestimmt die Zeit, die der Ton nach dem
Anschlagen einer Taste benötigt, um seinen maximalen Pe-
gel zu erreichen. Hohe Werte resultieren in einem weichen,
trägen Klangeinsatz, niedrige Werte in einem “knackigen”
Ton.

Decay (Ausklingzeit)

Dies ist die Rate oder Zeit, die der Sound benötigt, um vom
höchsten Pegel zurück auf den so genannten “Sustainpe-
gel” abzufallen. Das ist der Pegel, auf dem der Ton ver-
harrt, solange man die Taste gedrückt hält. Die Decay Time
betrifft auch den Zeitraum, in der man die Taste (oder das
Sustain Pedal!) gedrückt hält. Vergleichen Sie dazu die
nachfolgend beschriebene Release Time. Ein Piano-Sound
hat eine lange Decay Time, ein Xylophon-Klang eine sehr
kurze Decay Time. Bei beiden Beispielen wäre der Sustain-
Pegel gleich Null. Zur Wortherkunft: Das englische Verb
“to decay” heißt “vergehen” im Sinne von “verrotten”
oder hier: “verklingen”.

Release (Ausklingzeit nach Loslassen der Taste)

Die Release Time ist die Zeit, innerhalb derer der Ton nach
dem Loslassen der Taste verklingt. Der Parameter ist nicht
mit der Decay Time zu verwechseln. Für orgelähnliche
Töne wählt man kurze Release Times (der Ton endet ab-
rupt), bei weichen Streicher-Ensemble-Klängen wählt man
hingegen eine längere Release Time. Der Effekt einer lan-
gen Release Time ist nicht mit einem Nachhall zu verwech-
seln.

FILTER ENVELOPE (Filter-Hüllkurve)

Die Filter-Hüllkurve regelt den Verlauf der Cutoff Frequency
(der Filtergrenzfrequenz) des Tiefpassfilters nach der Zeit.
Bei vielen Instrumentalklängen ist der Ton unmittelbar zu
Beginn nicht nur lauter, sondern auch heller, also obertonrei-
cher im Klang. Beim Verklingen wird der Klang immer
dumpfer, also obertonärmer. Das ist bei Bass, Gitarre, Klavier
und Xylophon so, und auch Bläserklänge sind am Tonanfang
heller als nach Ablauf einer gewissen Zeit. Je höher die Cu-
toff Frequency liegt, desto mehr Obertöne des zu Grunde lie-
genden Samples können das Tiefpassfilter passieren. Stets
können alle Frequenzanteile passieren, die tiefer als die Fil-
tergrenzfrequenz liegen – daher der Name “Tiefpassfilter”
(englisch: Low Pass Filter).

Die Grafik zeigt ein Frequenzgangdiagramm (Die Amplitude
als Funktion der Frequenz) und stellt die Funktion eines Tief-
passfilters dar. Diejenige Frequenz, oberhalb derer das Signal
gefiltert wird (in der Grafik rechts), ist die Cutoff Frequency;
sie wird durch die Filter Envelope nach der Zeit auf der Fre-
quenzachse verschoben. Die Zeitachse ist in der Grafik nicht
dargestellt. Die Resonanz betont den Frequenzbereich im un-
mittelbaren Bereich der Cutoff Frequency – und zwar umso
stärker, je höher der Wert des Resonanzparameters ausfällt.

Zeit

Pegel

Taste angeschlagen

A

D

R

Taste losgelassen

Envelope

A: Attack Time
D: Decay Time
R: Release Time

Pegel

Cutoff Frequency

Frequenz

Advertising