69 die äquivalente haltezeit – ALTANA Temp-Chart Benutzerhandbuch

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Die Äquivalente Haltezeit

Die Äquivalenzmethode zur Bewertung variabler Temperaturverläufe (so ist auch der
Titel einer Veröffentlichung von Dipl.-Ing.-Eide Wilckens bei der Dr.-Ing.H.c.F. Porsche AG
in Stuttgart in der Zeitschrift JOT 1998/5
, die Sie für technische Details heranziehen
können) ist ein Verfahren, um die Auswirkungen von Temperaturverläufen auf die
Vernetzung von Lacken bewerten zu können, kann aber analog auf viele ähnliche
Probleme angewandt werden.

Die grundsätzliche Frage, die mit diesem Ansatz gelöst werden soll, ist, welche
Auswirkungen Temperaturverläufe auf die Lackvernetzung haben. Üblicherweise erhält
man damit eine Antwort auf die Frage, ob bei einem Temperatur-Zeit-Verlauf eine
vorgegebene Haltezeit bei einer Referenztemperatur eingehalten wird oder nicht.

Wenn die vorgegebene Haltezeit eingehalten wurde, kann man die angrenzenden
Temperaturbereiche eigentlich als „stille Reserve“ betrachten – die Lackvernetzung sollte
auf jeden Fall ausreichend sein. Dennoch ist für ein ökonomisches Vorgehen auch die
Frage interessant, ob nicht viel zu viel Energie „verschleudert“ wurde.

Ist die Haltezeit bei der vorgegebenen Temperatur dagegen nicht erreicht, stellt sich die
Frage, ob der Lack nicht dennoch ausreichend vernetzt ist, da ja die Vernetzung
bekanntermassen nicht erst bei der Referenztemperatur einsetzt, und – in Grenzen –
durch höhere Temperaturen sogar beschleunigt wird.

Die Äquivalenzmethode versucht nun, den gesamten Temperaturverlauf zu bewerten und
ein Mass zur Verfügung zu stellen, das angibt, welcher äquivalenten Haltezeit dieser
Verlauf entspricht.

Dazu wird für jeden Zeitabschnitt im Temperaturverlauf der Äquivalenzfaktor ermittelt,
der angibt, welche Zeit bei der Referenztemperatur erforderlich ist, um den gleichen
Vernetzungsgrad zu erzielen, wie er bei der effektiven Wirktemperatur erreicht wurde.

Wenn man diesen Äquivalenzfaktor mit der Länge des Zeitabschnitts multipliziert, erhält
man die äquivalente Teilheizzeit dieses Abschnitts. Die Äquivalenzzeit des gesamten
Verlaufs ergibt sich dann einfach aus der Summe aller Teilheizzeiten.

Zur Berechnung des Äquivalenzfaktors nach dem Äquivalenzgesetz benötigt man die
Aktivierungsenergie des Materials.

Wenn diese Angabe nicht ohnehin vom Lacklieferanten ausgewiesen wird, kann sie aus
zwei Paaren von Referenztemperatur und vorgegebener Haltezeit ermittelt werden:

Üblicherweise liefert der Lackhersteller für drei Referenztemperaturen die entsprechende
geforderte Haltezeit, z.B.:

Haltezeit bei

Referenztemperatur

12 min

bei +165 °C

10 min

bei +170 °C

8 min

bei +175 °C

Das entspricht den Angaben, die Sie auf der Seite Temperaturvorgaben im Notizbuch
Anordnung
gemacht haben.

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