Binaurales panning im mixer, Binaurales panning – übersicht, 520 binaurales panning im mixer 520 – Apple Logic Pro X Benutzerhandbuch

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Kapitel 16

Mischen eines Projekts

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Binaurales Panning im Mixer

Binaurales Panning – Übersicht

Ein wichtiger Teil beim Mischen von Audiosignalen ist das Platzieren einzelner Schallquellen an
unterschiedlichen räumlichen Positionen. Die gebräuchlichen Aufnahme- und Mischtechniken
senden ein bestimmtes Signal mit unterschiedlichen Pegeln zu den verfügbaren Lautsprechern
– zwei bei Stereo, mehr bei quadrophonischer oder Surround-Wiedergabe – um eine virtuelle
Klangbühne zu schaffen.

Dieser Ansatz ist jedoch etwas mangelhaft, da Menschen in der Lage sind, Schallquellen an
unterschiedlichen Positionen zu lokalisieren. Buchstäblich alle räumlichen Informationen
sämtlicher Klänge sind in den beiden Signalen enthalten, die die beiden Trommelfelle
erreichen. Menschen können aus diesen Signalen Eigenschaften wie interaurale Zeit- und
Lautstärkeunterschiede und – basierend auf dem Hörempfinden – Informationen über die
Schallquelle ableiten. Kommen sie von vorne oder hinten, von links oder rechts, von oben oder
unten? Die Fähigkeit, die Schallquelle zu bestimmen, wird als binaurales Hören bezeichnet.

In der Theorie kann die räumliche Position sämtlicher Schallereignisse bei der Wiedergabe
reproduziert werden, sodass keine speziellen Techniken während der Aufnahme angewendet
werden müssen. Bei diesem Ansatz gibt es jedoch einen Nachteil: Jeder Mensch hat individu-
ell geformte Ohren sowie individuelle Körper- und Kopfproportionen. All diese Dinge haben
jedoch Einfluss darauf, wie die Audiosignale das Trommelfell erreichen – ganz zu schweigen
von Beeinträchtigungen des Hörvermögens, der Erfahrung bezüglich der gehörten Signale usw.
Werden solche physischen Unterschiede in Betracht gezogen, dann wird jede Person, die das
gleiche Signal an der gleichen Hörposition hört, etwas unterschiedliche binaurale Signale hören.

Darum könnte eine perfekte Reproduktion nur dann erfolgen, wenn eine Aufnahme mit win-
zigen Mikrofonen gemacht würde, die im Inneren Ihrer Gehörgänge angebracht sind. Da dies
nicht praktikabel ist, wurde das binaurale Hören in Klanglabors mithilfe von Kunstköpfen emu-
liert, in die Mikrofone eingebaut waren. Dieser Ansatz führte zu binauralen Aufnahmen für den
Durchschnittshörer, also solchen, die mehr oder weniger kompatibel zu der Art und Weise sind,
wie die meisten Menschen hören.

Die Wiedergabe binauraler Aufnahmen erfolgt am besten über Kopfhörer, idealerweise kombi-
niert mit einer Signal-Konditionierung (Bearbeitung), die eine akkurate Reproduktion sicherstellt.
In einer speziellen Hörumgebung ist es auch möglich, diese Signale mit Lautsprechern wieder-
zugeben. Dabei kommt eine als Crosstalk Cancellation (Übersprechkompensation) bezeichnete
Technologie zum Einsatz.

Da Ihnen die Technologie zum Erstellen binauraler Aufnahmen wahrscheinlich nicht zur
Verfügung steht, können binaurale Signale am besten simuliert werden, indem das Audiosignal
während der Wiedergabe bearbeitet wird. Dies wird als Head-Related Transfer Function (HRTF)
bezeichnet. Hierbei werden die Änderungen an einem Signal von der Schallquelle bis zum
Trommelfell in einem Näherungsverfahren ermittelt.

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