Apple Logic Pro X Benutzerhandbuch

Seite 882

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Kapitel 25

Einstellungen, Projekteinstellungen und Tastaturkurzbefehle

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Stimmungsfehler (das Komma) und die wohltemperierte Stimmung

Die Differenz zwischen einer perfekt gestimmten Oktave und jener Oktave, die aus einem auf
perfekt gestimmten Quinten basierenden Quintenzirkel entsteht, wird als Komma bezeichnet.
Im Lauf der Jahrhunderte wurden viele Ansätze ausprobiert, um dieses Mysterium zu lösen,
woraus eine Reihe unterschiedlicher Tonleitern entstanden, bis schließlich die „wohltempe-
rierte Stimmung“ für die zwölftönige Tonleiter entwickelt wurde. Andere Stimmungen, die
im Verlauf der Geschichte erfunden wurden, betonen unterschiedliche Aspekte der harmoni-
schen Qualität. Jede stellt auf irgendeine Weise einen Kompromiss dar. Einige favorisieren reine
Terzen („mitteltönig“), während andere (z. B. Kirnberger III) gegenüber den Terzen reine Quinten
bevorzugen. Jede Stimmung hat ihren eigenen Charakter. Ein bestimmtes Stück kann in einer
Tonart gut und in einer anderen furchtbar klingen. Die Transposition in eine andere Tonart
kann den Charakter eines Stücks völlig verändern. Besondere Sorgfalt ist bei der Auswahl der
Stimmung für die authentische Wiedergabe historischer Klavierliteratur angebracht. Eine falsche
Entscheidung kann hierbei zu einem unbefriedigenden und historisch unpassenden musikali-
schen Erlebnis führen.

Bei der wohltemperierten Stimmung wird der „Stimmungsfehler“ (das Komma) gleichmäßig auf
alle Stufen der chromatischen Tonleiter aufgeteilt. Als Resultat entsteht eine Tonleiter mit gleich-
mäßig verstimmten Intervallen, in der kein Intervall übermäßig falsch, aber auch keines absolut
richtig gestimmt ist. Die wohltemperierte Stimmung hat sich aus zwei Gründen zum De-Facto-
Standard entwickelt:

Praktikabilität: Das Umstimmen eines Instruments auf eine für dieses Musikstück besser geeig-
nete Stimmung ist aufwändig. Viele Instrumente können gar nicht anders gestimmt werden, z.
B. Saiteninstrumente mit Bünden.

Kompatibilität: Alle westlichen Musikstücke können auf jedem „wohltemperiert“ gestimmten
Instrument zufriedenstellend gespielt werden. Natürlich können Nuancen verlorengehen,
wenn das Stück ursprünglich in einer anderen Stimmung komponiert wurde.

Hermode Tuning

Hermode Tuning steuert die Stimmung elektronischer Instrumente (oder der Software-
Instrumente in Logic Pro) während einer musikalischen Darbietung automatisch. Um saubere
Frequenzen für alle Quint- und Terzintervalle in allen möglichen Akkord- und Intervall-Folgen
zu erzeugen, würde ein Keyboard um vieles mehr als 12 Tasten pro Oktave benötigen. Hermode
Tuning leistet hier Abhilfe: Es hält das Tonhöhenverhältnis zwischen Tonarten und Noten auf-
recht, während es die einzelnen Noten elektronischer Instrumente korrigiert, was einen hohen
Grad tonaler bzw. harmonischer Reinheit zur Folge hat. Dieser Vorgang stellt pro Note bis zu 50
minimal unterschiedliche Frequenzen zur Verfügung, erhält aber gleichzeitig die Kompatibilität
mit der fixierten Stimmung von 12 Tönen pro Oktave.

Die Frequenzkorrektur basiert auf der Analyse der Akkordstrukturen. Die Positionen der ein-
zelnen Noten in jedem Akkord werden analysiert und die Summe der Abstände der einzelnen
Noten zur temperiert gestimmten Tonleiter auf „Null“ gesetzt. In kritischen Situationen helfen
verschiedene Funktionen zur Kompensation, die Verstimmung möglichst niedrig zu halten, wenn
notwendig zu Lasten der absoluten Reinheit. Zum Beispiel:

Die Noten C, E und G bilden gemeinsam einen C-Dur-Akkord.

Um diesen harmonisch zu stimmen, müsste die Terz (das E) um 14 Cent (ein Cent ist 1/100
eines temperiert gestimmten Halbtons) und die Quint (das G) um 2 Cent nach oben
korrigiert werden.

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