Apple Logic Pro 8 Benutzerhandbuch

Seite 1085

Advertising
background image

Kapitel 40

Projekteinstellungen und Programmeinstellungen

1085

Es muss also zwischen den folgenden Möglichkeiten gewählt werden:

 Jede Quint wird absolut rein gestimmt, woraus verstimmte Oktaven entstehen.
 Die Oktaven werden rein gestimmt, woraus eine verstimmte letzte Quint (F zu C)

entsteht.

Es liegt auf der Hand, dass verstimmte Oktaven offensichtlicher zu hören sind.

Das Komma

Die Differenz zwischen einer perfekt gestimmten Oktave und jener Oktave, die aus ei-
nem auf perfekt gestimmten Quinten basierenden Quintenzirkel entsteht, wird als
„Komma“ bezeichnet.

Im Lauf der Jahrhunderte wurden viele Ansätze ausprobiert, um dieses Mysterium zu
lösen, woraus eine Reihe unterschiedlicher Tonleitern entstanden, bis schließlich die
„wohltemperierte Stimmung“ für die zwölftönige Tonleiter entwickelt wurde.

Andere Stimmungen, die im Verlauf der Geschichte erfunden wurden, betonen unter-
schiedliche Aspekte der harmonischen Qualität. Jede stellt auf irgendeine Weise einen
Kompromiss dar. Einige favorisieren reine Terzen („mitteltönig“), während andere (z.B.
Kirnberger III) gegenüber den Terzen reine Quinten bevorzugen.

Jede Stimmung hat ihren eigenen Charakter. Ein bestimmtes Stück kann in einer Ton-
art gut und in einer anderen furchtbar klingen. Die Transposition in eine andere Tonart
kann den Charakter eines Stücks völlig verändern.

Besondere Sorgfalt ist bei der Auswahl der Stimmung für die authentische Wiedergabe
historischer Klavierliteratur angebracht. Eine falsche Entscheidung kann hierbei zu ei-
nem unbefriedigenden und historisch unpassenden musikalischen Erlebnis führen.

Über die wohltemperierte Stimmung

Bei der wohltemperierten Stimmung wird der „Stimmungsfehler“ (das Komma) gleich-
mäßig auf alle Stufen der chromatischen Tonleiter aufgeteilt. Als Resultat entsteht eine
Tonleiter mit gleichmäßig verstimmten Intervallen, in der kein Intervall übermäßig
falsch, aber auch keines absolut richtig gestimmt ist. Die wohltemperierte Stimmung
hat sich aus zwei Gründen zum De-Facto-Standard entwickelt:

 Praktikabilität: Das Umstimmen eines Instruments auf eine bestimmte Stimmung,

die für ein bestimmtes Musikstück besser geeignet ist, ist aufwendig. Viele Instru-
mente können gar nicht anders gestimmt werden (z.B. Saiteninstrumente mit Bün-
den).

 Kompatibilität: Alle westlichen Musikstücke können auf jedem „wohltemperiert“ ge-

stimmten Instrument zufriedenstellend gespielt werden. Natürlich können Nuancen
verlorengehen, wenn das Stück ursprünglich in einer anderen Stimmung kompo-
niert wurde.

Advertising