Telecine-farbkorrektur – Apple Final Cut Express 4 Benutzerhandbuch

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Teil IX

Effekte und Farbkorrektur

Telecine-Farbkorrektur

Wenn Sie Ihr Projekt auf Film aufgenommen haben, aber im Videoschnitt bearbeiten,
müssen Sie vor dem Videoschnitt zunächst mit dem so genannten Telecine-System
(Farbabtaster) die Bilder vom Negativ in das gewünschte Videobandformat konvertie-
ren. Jeder Colorist wird in dieser ersten Telecine-Sitzung ein bestimmtes Maß an Farb-
korrektur bei der Übertragung des Videos durchführen, um sicherzustellen, dass der
Cutter das jeweils am besten geeignete Bild zur Verfügung hat.

Die Ziele der Farbkorrektur in diesem Stadium hängen von der Länge des Film-
projekts ab.

 Kurze Projekte, Werbespots und andere sehr kurze Videofilme erhalten ggf. schon

hier eine detaillierte Farbkorrektur. Der Colorist kalibriert zunächst den eigenen
Telecine-Farbkorrektor, um eine optimale Balance von Weiß- und Schwarztönen und
allen anderen Farben herzustellen. Anschließend arbeitet der Colorist in Absprache
mit dem Kameramann, Regisseur oder Produzenten Einstellung für Einstellung durch,
um das Aussehen jedes einzelnen Clips entsprechend den Erfordernissen des Pro-
jekts zu bestimmen. Somit arbeitet der Cutter also mit bereits korrigiertem Material.

 Längere Projekte wie etwa Dokumentationen, Features oder längere Fernsehbei-

träge erhalten in diesem ersten Durchgang üblicherweise keine detaillierte Farbkor-
rektur. Stattdessen wird das mit Telecine bearbeitete Material so vereinheitlicht, dass
es die vorläufig bestmöglichen Schwarz-, Weiß- und anderen Farbtöne bekommt und
in diesem Zustand belassen.

In beiden Fällen werden die übertragenen Bänder anschließend bearbeitet, genau wie
bei jedem anderen Projekt auch. Wenn der Schnitt abgeschlossen ist, wird eine Liste
ausgewählter Einstellungen erstellt, die sog. Schnittliste oder Pull-Liste. Darin ist exakt
angegeben, welche Einstellungen während des Schnitts verwendet wurden. (Die wäh-
rend des Schnitts verwendeten Einstellungen werden mit den Originaleinstellungen
anhand von Edgecode (Fußnummern), die zusammen mit dem Video übertragen wer-
den, mit den Originaleinstellungen abgeglichen.)

Mit der Schnittliste hat der Nachbearbeitungsspezialist die Möglichkeit, ausschließlich
auf das tatsächlich verwendete Filmnegativ zurückzugreifen. Da dies in der Regel nur
einen geringen Teil des aufgenommenen Materials umfasst, hat der Colorist nun genug
Zeit, um einen detaillierten Farbkorrekturdurchlauf durchzuführen, der sich nur auf das
ausgewählte Filmmaterial beschränkt. Dies erfolgt in einem zweiten Telecine-Durchlauf.

Diese Farbkorrektur direkt vom Filmnegativ mag zwar wie ein unnötiger, weil doppel-
ter Aufwand erscheinen, hat aber wesentliche Vorteile. Da Film eine größere Band-
breite von Schwarz bis Weiß aufweist als Video, hat ein Colorist, der unmittelbar
Telecine-Material bearbeitet, mehr Kontrolle über Farbe und Belichtung als einer,
der „nur“ das Videoband bearbeitet.

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