Stereo-audiomaterial – Apple Final Cut Pro 6 Benutzerhandbuch

Seite 902

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Kapitel 1

Audiogrundlagen

29

I

Ziel ist es, die leisen Klänge (in unserem Beispiel das Zirpen der Grillen) lauter zu machen,
damit sie sich gegen die Nebengeräusche der Hörumgebung behaupten können. Ein
Ansatz könnte darin bestehen, den Pegel der gesamten Tonspur zu erhöhen. In diesem
Fall würden jedoch nicht nur die leisen Klänge lauter, sondern auch die lauten Klänge
(beispielsweise der einfahrende Zug), sodass es schließlich zu einer Verzerrung kommt.
Anstatt die Lautstärke Ihres Mix insgesamt zu erhöhen, können Sie jedoch auch die lau-
ten Klänge komprimieren, sodass Ihr Lautstärkepegel den leisen Tönen näher kommt.
Sobald die lauten Klänge leiser sind (während die leisen Klänge auf demselben Lautstär-
keniveau bleiben), können Sie die Gesamtlautstärke des Mix erhöhen, sodass die leisen
Klänge deutlicher zu hören sind, ohne dass die lauten Klänge verzerrt klingen.

Wird die Komprimierung gezielt eingesetzt, können durch eine Erhöhung der Gesamt-
lautstärke Ihres Mix Nebengeräusche in der Hörumgebung kompensiert werden. Wenn
Sie ein Signal jedoch zu stark komprimieren, klingt es sehr unnatürlich. Wird beispiels-
weise der Klang eines Flugzeugmotors auf die Lautstärke der Abendstimmung auf einer
ruhigen Waldlichtung reduziert und stellt man anschließend die Gesamtlautstärke auf
den Maximalwert ein, würden die Geräusche im Wald extrem verstärkt werden.

Unterschiedliche Medien und Genres verwenden unterschiedliche Komprimierungsstu-
fen. Radio- und TV-Werbespots setzen die Komprimierung ein, um eine gleichmäßige
„Klangwand“ zu erzeugen. Würde der Spot im Radio oder Fernsehen an einigen Stellen
zu leise, bestünde die Gefahr, dass die Zuschauer den Kanal wechselten. Dieses Risiko
wollen Werber und Sendeanstalten nicht eingehen. Kinofilme haben in der Regel einen
etwas größeren Dynamikbereich, da die Nebengeräusche in einem Kino geringer sind
und die leisen Töne auch leise bleiben können.

Stereo-Audiomaterial

Das menschliche Ohr nimmt Klang in Stereo wahr, und das Gehirn kann anhand der
feinen Unterschiede der Klänge, die unser linkes und rechtes Ohr erreichen, Geräusche
in unserer Umgebung lokalisieren. Zum Rekonstruieren dieses Klangerlebens benöti-
gen Stereoaufnahmen zwei Audiokanäle über die Dauer des gesamten Aufnahme- und
Wiedergabeprozesses. Das Mikrofon muss korrekt positioniert sein, um ein Stereoab-
bild exakt erfassen zu können, und auch die Lautsprecher müssen korrekt im Raum ver-
teilt sein, damit eine präzise Stereowiedergabe gewährleistet ist.

Wenn ein beliebiger Teil des Gesamtpfads der Audioreproduktion einen der Audioka-
näle eliminiert, wird das Stereobild insgesamt sehr wahrscheinlich beeinträchtigt. Wenn
z. B. bei Ihrem Wiedergabesystem ein CD-Player (zwei Audiokanäle) mit nur einem
Lautsprecher verbunden ist, hören Sie nicht das gewünschte Stereogesamtbild.

Wichtig:

Alle Stereoaufnahmen erfordern zwei Kanäle, doch Zweikanalaufnahmen sind

nicht notwendigerweise auch stereo. Wenn Sie beispielsweise ein Einkapsel-Mikrofon
verwenden, um ein und dasselbe Signal auf zwei Spuren aufzuzeichnen, handelt es sich
hierbei nicht um eine Stereoaufnahme.

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